Dietrich Fischer-Dieskau wurde am 28. Mai 1925 in Berlin als Sohn zweier Akademiker geboren. Er sang bereits als Kind, begann jedoch erst im Alter von 16 Jahren mit dem Gesangsunterricht. Zwei Jahre später, nach Abschluss seiner Sekundarschulausbildung und einem Semester am Berliner Konservatorium, wurde er eingezogen. 1945 geriet er in Italien in Gefangenschaft und verbrachte zwei Jahre als amerikanischer Kriegsgefangener. In den Lagern gab er Liederabende. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland sprang er erfolgreich und ohne Probe für einen erkrankten prominenten Solisten im Konzert mit Brahms’ „Ein deutsches Requiem” ein.
Bereits 1947 habe Fischer-Dieskau seinen ersten Liederabend, dem bald ein erfolgreiches Konzertdebüt im Berliner Titania-Palast folgte. Im nächsten Jahr folgte der Wechsel an die Oper: Er erhielt ein Engagement als Erster Lyrischer Bariton an der Berliner Staatsoper, hinzu kamen Gastauftritte in Wien und München. Konzertreisen nach Frankreich, Italien und in die Niederlande machten ihn auf internationaler Ebene bekannt. Mit 26 Jahren sang er Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen” mit Wilhelm Furtwängler bei den Salzburger Festspielen; im selben Jahr gab er sein Debüt in Großbritannien mit Delius’ „A Mass of Life” unter Sir Thomas Beecham. 1951 markierte den Beginn der langen Zusammenarbeit mit dem Klavierbegleiter Gerald Moore. In seinem Buch „Am I Too Loud?” erinnerte sich Moore: „Er brauchte nur eine Phrase zu singen, und schon wusste ich, dass ich in der Gegenwart eines Meisters war.”
Obwohl die Oper mit regelmäßigen Auftritten bei den Festspielen von Bayreuth (1954–1961) und Salzburg (1956 bis in die frühen 1970er Jahre) einen bedeutenden Teil seiner Karriere ausmachte, war er auch ein herausragender Interpret chorischer Werke. Letztendlich wird er jedoch vor allem für seine Liedinterpretationen in Erinnerung bleiben. Er hatte den unermüdlichen Wunsch, die gesamte Bandbreite des Liedes zu entdecken. Ihm ging es nicht nur darum, die großen Komponisten – Schubert, Schumann, Brahms, Mahler, Wolf und Richard Strauss – aufzuführen, sondern auch darum, eine neue Generation von Komponisten zu inspirieren, sich durch die Vertonung des geschriebenen Wortes auszudrücken. Einer der bedeutenden zeitgenössischen Komponisten, der seinem Ruf folgte, war Britten. Dieser schrieb nicht nur einen Hauptteil seines "War Requiem" für ihn, sondern auch "Songs and Proverbs of William Blake". Weitere Komponisten waren unter anderem Barber, Henze und Lutosławski.